Der Tierarztberuf ist von einem gefährlichen, manchmal tödlichen Paradoxon geprägt. Zum einen sind Tierärzte häufig von Stress am Arbeitsplatz betroffen, zum anderen haben sie Zugang zu potenziell süchtig machenden und tödlichen Drogen. Dennoch werden kaum Drogentests durchgeführt, die Kontrollverfahren sind lax und es gibt nur wenige Hilfsprogramme für Mitarbeiter. Anfälligkeit und Zugang führen zu einem hohen Risiko von Missbrauch und Sucht.
Tierärzte und ihre Mitarbeiter haben Zugang zu einer Vielzahl von bewusstseinsverändernden, potenziell süchtig machenden Medikamenten, darunter sogar Betäubungsmittel. Außerdem sind sie durch lange Arbeitszeiten, schwierige Fälle, schwierige Kunden, wirtschaftliche Probleme und die emotionalen Folgen der Euthanasie von Tieren stark belastet.
Eine amerikanische Studie zeigt, dass fast jeder zehnte Tierarzt in den Vereinigten Staaten unter ernsthaften psychischen Problemen leidet und jeder sechste mindestens einmal Selbstmordgedanken hatte. Diese Stressfaktoren stellen ein erhebliches Risiko für den Drogenmissbrauch dar.
Der Giftschrank in der Tierarztpraxis
Viele Substanzen, die in einer Tierarztpraxis zu finden sind, eignen sich auch zum Missbrauch. So wird zum Beispiel Ephedrin, das eigentlich für die Behandlung von Harninkontinenz bei Hunden gedacht ist, mitunter als Aufputschmittel gebraucht. Ketamin, das als Narkose- und Schmerzmittel zugelassen ist, wirkt bei Menschen als bewusstseinsverändernde Droge. Ganz zu schweigen von Opioiden wie Fentanyl oder Morphin, die eng mit der Rauschdroge Heroin verwandt sind und stark abhängig machen.
Arbeitgeber in der Tiermedizin sind ihren Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, einen sicheren Arbeitsplatz zu schaffen. Darüber hinaus müssen sie diejenigen unterstützen, die ein Problem mit Drogenmissbrauch und -abhängigkeit haben, vor allem, wenn dieses Problem auf arbeitsbedingten Stress und Gefährdung in Verbindung mit dem Zugang zu psychoaktiven Drogen und Medikamenten zurückzuführen ist. Es ist an der Zeit, dieses Problem direkt anzugehen und das Stigma des Drogenmissbrauchs und der Drogenabhängigkeit aus dem Schatten zu holen.
Praxiseinbrüche
Mitunter kommt es vor, dass bei Einbrüchen in Tierarztpraxen gezielt nach Betäubungsmitteln gesucht wird. Die entsprechenden Räume sind jedoch von Gesetzes wegen gut gesichert, so dass es oft beim Diebstahl von Bargeld oder anderen schnell verwertbaren Dingen bleibt. Solche Fälle sind allerdings die Ausnahmen in der Einbruchsstatistik.
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